Dienstag, 15. Dezember 2020

Mein Brief an das Jahr 2020

 

Mein Brief an 2020

Es ist wie so oft zu dieser Jahreszeit. In einem ruhigen Moment schaue ich zurück. Ruhige Momente habe ich heuer viele, wie wohl andere auch. Mein persönlicher Rückblick wird natürlich dominiert von dem ein wenig apokalyptisch anmutenden Ereignis, das uns nicht nur überrollt, sondern fassungslos zurückgelassen hat.

Denn nichts in diesem Jahr ist so, wie wir es von unserer Lebensroutine gewöhnt sind! Unsere Gewohnheiten, unsere ach so kleinen täglichen Schönheiten, unsere liebgewonnenen Rituale haben sich nicht selten in Luft aufgelöst, haben sich mit dunklen Wolken vermischt, um sich dann für einen halbwegs sozial erträglichen Sommer wieder aufzuhellen.

Während hinterm großen Teich eine Demokratie um ihr Leben kämpfte oder es noch immer tut, kehrten die dunklen Wolken mit aller Kraft zurück und dominieren nun das Jahresende und vermutlich auch den Beginn des neuen Jahres!

Ein wenig ratlos, fassungslos und im Grunde erschrocken blicke ich auf dieses dahinsiechende Jahr zurück, das in seiner Langsamkeit kein Ende nehmen wollte, obwohl es am Ende doch schnell verging. Und ich bin froh, dass es sich dem Ende neigt. Bin froh um jeden Monat in der Zukunft, der uns hoffentlich dem Ende dieser Krankheit näherbringt, die auch von mir Besitz ergriff, wenngleich auf eine milde und gnädige Art. Andere hatten da weniger Glück!

Nun blicke ich nach vorne, so wie viele von uns. Verharre in der Hoffnung, dass unsere Liebsten und Freunde verschont bleiben mögen. Blicke nach vorne an den nahenden Frühling. Dem ersten Erwachen an diesem einen Morgen, der den Frühling verheißt. Diesen Morgen, an dem der Gesang der Vögel unseren Schlaf unterbricht. Der Morgen, an dem die Sonne sich zart aber sicher bahn bricht und ihre Strahlen durch unsere Fenster gleiten lässt. Dieser besondere Geruch, der uns signalisiert, dass das Leben wieder erblüht. Dieser Lebensrausch, dieses Erwachen nach einem langen Winter!

 Ja, ich blicke nach vorne in der Gewissheit, dass Normalität wieder einkehren wird, dass Menschen wieder verreisen können.  Sich ohne Einschränkung treffen, Feste feiern, aber sich vor allem umarmen können!

So blicke ich also nach vorne in dem Bewusstsein, das unsere täglichen Schönheiten, unsere liebgewonnenen Rituale sich ihrem Platz wieder erstreiten müssen, aber gleichwohl wird die Wertigkeit dieser Momente in einer neuen Dimension erwachen, um uns den wichtigen Dingen näher zu bringen.

Mögest auch Du nach vorne blicken, dem Leben, dem Licht entgegen, das sich zuweilen hinter dunklen Wolken verstecken mag, aber unzweifelhaft zugegen ist und strahlt.

So wünsche ich Dir die Kraft diese Schönheiten zu sehen, geduldig nach vorne zu blicken in der  Hoffnung, nein, in der Gewissheit, dass die Wolken sich lichten und wir zu einem Leben zurückkehren, das wir womöglich nicht immer zu schätzen wussten.

Ich wünsche Dir – wenn auch gezwungenermaßen – ruhige und besinnliche Tage.

Dienstag, 7. Januar 2020

Gedankenkarussell




Sie fliegen die Gedanken, hin' und Her,
mal Leicht, mal wiegen sie doch schwer,
kein wahrer Schmerz fühl, gar greifbar,
doch just in diesem Augenblick, so scheinbar,
liegt dumpfe Melancholie über den Dingen,
meine Gedanken in Zwietracht wiegen.

Das Karussell dreht sich gemächlich so dahin,
mal schnell, mal langsamer, doch nie ganz still.
Meine Gedanken springen auf und mal wieder ab,
unruhige Pfützen gleich dem Nordsee Watt.
Ob es letztlich nur am Schlaf mir mangelt,
graue Müdigkeit die Trauer gängelt?
 

Doch womöglich ist es gar eine andre Qual, 
stetig mich durchläuft, bitter und Schal, 
ein schwacher Faden, der sich im Kreise dreht, 
vom Winde der Gedanken stets umweht, 
ein Sog der um Aufmerksamkeit wirbt, 
und mit genügend Schlafe stirbt?