Dienstag, 30. Dezember 2014

Der Steppenwolf



Der Steppenwolf

Vor einer Zeit, noch gar nicht lange,
als die Sonne schon am morgen früh stand
Golden schimmernd sie die Felder bedeckte,
das Licht sich brach an den wachsenden Ähren,
der Wind sie liebkoste wie einen seidenen Faden
damit sie gediehen, prachtvoll und stark.

Stets der Himmel sich füllte,königsblau,
mit kristallklarer Luft.
In dieser Zeit habe ich den Steppenwolf erfahren,
niemals habe ich ihn zu Gesicht bekommen
und niemals ihn gespürt.

Doch wenn im Frühling sich der Abend dann nahte,
die Sonne verging im purpurnen Schatten,
glutrote Streifen am Horizont verteilt.
Da habe ich sein Rufen gehört, so hell und klar,
und ich hörte sein Lachen, unbeschwert und glücklich.

Seinen Schatten sah ich, der in den Steppen tanzte.
Die Ähren, sie fielen nach links, nach rechts,
stets dort wo sein Lachen erklang.

Wenn die Nacht dann begann, das Land zu verdunkeln,
der Mond silbern und klar droben erschien,
dann verebbte sein freudiges Lachen
zu einem sanften Nachtgebet.
Meine Augen waren müde, mein Herz voller Leben,
So ging ich nach Hause und schlief in Frieden.

Und mit der Zeit, wenn ich am Felde dort stand,
da fühlte ich, wie sein Schatten mich streifte,
sein Lachen in meinen Ohren erklang,
sodass sein Zauber auch mich ergriff.

Da löste sich mein Körper von Raum und Zeit,
der Steppenwolf lief, und ich mit ihm.
Von hier nach dort, unendlich lang.
So manche Nacht schlief ich im Felde,
gehüllt in Ähren, die zart wie Seide.

Doch irgendwann hörte ich ein wehes Klagen.
Es war die Zeit, in der der Himmel sich graute.
Die Luft war erfüllt mit Dreck und Gestank.
Ich lief zu den Steppen und sah den Weizen,
nicht golden schimmernd, nicht kraftvoll und stark.

Da hörte ich sein Weinen, wehklagend und schmerzend.
Ich sah seinen Schatten nur leicht, kaum merklich,
der sich nicht regte, nicht tanzte, nur auf der Stelle stand.

Sein Wimmern erklang, gepeinigt und krank,
immer leiser, ließ nach, verstummte und starb.
Der Schatten, der stets in der Steppe getanzt,
er fiel, bedeckte die Ähren,
löste sich auf in schneeweißen Gebilden.
Ein letzter Ruf den Steppen entgegen,
bevor er gen Himmel zog und gänzlich verschwand.

Eine Weile noch stand ich so am Felde dort,
Tränen in den Augen, silbern und schwer.
Es war die Zeit, in der das Land sich füllte
mit grauem Dampf und stickiger Luft..

..und nie wieder habe ich den Steppenwolf erfahren!

Copyright © by G.Messere

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen